Das Abendessen (kostenlose Keuschheitsgeschichte)

Kerzenschein tauchte den gedeckten Tisch in eine romantische Atmosphäre. Die Kürbis-Kokos-Suppe, angerichtet auf weißen Tellern mit einem liebevoll drapierten Petersilienblatt, duftete köstlich, und die beiden Rotweingläser erzeugten ein stilvolles Ambiente.
Ann-Katrin saß mir gegenüber. Ihre braunen, lockigen Haare umrahmten das hübsche Gesicht mit der schwarzen Brille, durch die mich grüne Augen streng anblickten. Sie trug eine hochgeschlossene, weiße Bluse mit Plusterärmeln, die sie mit einem dunklen Stiftrock kombiniert hatte. Klassische Pumps rundeten ihr biederes Erscheinungsbild ab. Sie kleidete sich gerne unauffällig.
»Wir haben heute in der Frauengruppe über das Thema Selbstbefriedigung unserer Männern gesprochen.«
Ich verschluckte mich. »Bitte was?«
»Du hast schon richtig gehört. Maria hat uns erzählt, dass sie ihren Ehemann dabei erwischt hat, wie er nackt auf dem Bett lag und an seinem Penis herumgespielt hat.«
»Hmm.« Was sollte ich darauf antworten?
»Die anderen Damen haben daraufhin berichtet, dass sich ihre Gatten ebenfalls selbst befriedigen. Ich kann das gar nicht glauben.«
Ich nickte ohne etwas zu sagen.
»Und da habe ich mich gefragt, ob du das womöglich auch machst?«
Langsam aber sicher lief ich rot an. »Ich, äh ...«, begann ich, doch sie ließ mich nicht ausreden.
»Also, ich will jetzt die Wahrheit hören. Befriedigst du dich selbst?«
»Äh, ja.«
Sie blickte mich schockiert an. »Und wie oft, bitteschön?«
»Äh, ich ...«
»Keine Lügen!«, fuhr sie mich an. »Sag mir die Wahrheit! Wie oft machst du es dir selbst?«
»Jeden Tag«, erwiderte ich zögerlich. »Manchmal auch zweimal.«
Sie knallte den Löffel auf den Tisch, sodass ich zusammenzuckte. »Mehrmals am Tag? Das ist ja wohl nicht dein Ernst. Machst du das etwa in unserem Ehebett?«
Ich nickte. 
Sie war stinksauer. Ich muss dazu sagen, Ann-Katrin machte sich nichts aus Sex. Sie hatte eine extrem schwach ausgeprägte Libido. Wir waren jetzt seit über fünf Jahren zusammen, davon drei Jahre verheiratet. In der gesamten Zeit haben wir nur einmal miteinander geschlafen. In unserer Hochzeitsnacht. Ich habe sie oft angebettelt, doch sie hat mich immer wieder abgewiesen. Sie wollte nicht als Sexobjekt abgestempelt werden. Mit der Zeit habe ich mich mit der Situation abgefunden und meinen sexuellen Druck alleine abgebaut.
»Ich finde das widerlich!«, fuhr mich Ann-Katrin aufgebracht an. »Ich möchte mir gar nicht ausmalen, welch schmutzige Fantasien du dabei hast. Wahrscheinlich treibst du es in deinem kranken Kopf mit irgendwelchen Flittchen.«
»Nein, ich äh ...«
»Halt den Mund! Ich werde ab sofort einen Riegel davorschieben.«
Ich starrte sie an. »Wie meinst du das?«
»Maria hat uns von einer sogenannten Keuschheitsschelle berichtet. Das ist ein kleines Rohr aus Plexiglas, das über den Penis gestülpt wird und mit einem Vorhängeschloss gesichert wird. Damit ist es dann unmöglich, dass sich der Mann selbst befriedigt oder gar fremdgeht.«
Ich schüttelte den Kopf. »Und du möchtest, dass ich auch so ein Ding trage?«
»Ganz genau. Jetzt, da ich weiß, dass du genauso pervers bist, wie alle anderen Männer, bin ich mir absolut sicher, dass ich das möchte«
»Aber Schatz. Du hast doch nie Lust mit mir zu schlafen.«
»Willst du jetzt die Schuld etwa auf mich schieben?« Ihre Stimme überschlug sich.
»Nein, nein, ich ...«
»Das ist eine bodenlose Frechheit. Du weißt genau, dass ich mir nichts aus Sex mache. Aber das ist noch lange kein Grund, ständig zu wichsen.«
Ich zuckte zusammen. »Aber... Mein Körper braucht das.«
»Pah. Das werden wir dir schnell abgewöhnen. Maria sagt, dass es nur zu Anfang schwer ist. Mit der Zeit lässt der Druck nach, bis du irgendwann gar keine Lust mehr auf Sex hast.«
»Dann macht mich diese Keuschheitsschelle ja impotent.«
»Na und? Da ich ohnehin nicht mit dir schlafen möchte, ist das kein Problem. Oder hast du etwa vor mich zu betrügen?«
»Nein, natürlich nicht.«
»Na also. Ich werde dieses Keuschheitsteil gleich bestellen.«
Ich schluckte. »Darf ich denn wirklich gar nicht mehr? ... äh, ich meine ...«
Sie blickte mich streng an. »Nein! Wenn dein Penis erst mal verschlossen ist, dann werde ich ihn mit Sicherheit nie wieder aufschließen, außer zur Reinigung vielleicht.«
»Bitte, Schatz. Ich werde vor Erregung explodieren.«
»Wie gesagt, das legt sich mit der Zeit. Du wirst ab sofort ein enthaltsames Leben führen; ohne Ablenkung durch böse, sexuelle Gedanken.«
Sie warf die Serviette in den Suppenteller. »Mir ist der Appetit gründlich vergangen. Räum ab und mach die Küche sauber! Ich werde dich künftig noch stärker im Haushalt arbeiten lassen, damit du nicht auf dumme Gedanken kommst.«
Sie stand auf und verließ das Esszimmer.
Ich blieb sitzen und starrte gegen die weiße Wand. Ich würde mich nie wieder selbst befriedigen dürfen, geschweige denn Sex haben. Ann-Katrin würde mich gewissermaßen kastrieren. Und es gab nichts, was ich dagegen tun konnte.

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